Kreis Wittgenstein

Der Kreis Witt­gen­stein (19391969 Land­kreis Witt­gen­stein, heu­te auch Alt­kreis Witt­gen­stein) war ein von 1816 bis 1974 bestehen­der Kreis im Regie­rungs­be­zirk Arns­berg. Mit die­sem gehör­te er zunächst zur preu­ßi­schen Pro­vinz West­fa­len, ab 1946 schließ­lich zum deut­schen Bun­des­land Nord­rhein-West­fa­len. Kreis­stadt war Ber­le­burg. Rechts­nach­fol­ger wur­de 1975 der neue“ Kreis Sie­gen, der seit 1984 Kreis Sie­gen-Witt­gen­stein heißt.

Geographie

Wichtige Gemeinden

Das ehe­ma­li­ge Kreis­ge­biet, das oft syn­onym zu Witt­gen­stei­ner Land ver­wen­det wird, ver­teilt sich im Wesent­li­chen auf die heu­ti­gen Städ­te Bad Ber­le­burg, Bad Laas­phe und die heu­ti­ge Gemein­de Ernd­te­brück im nord­öst­li­chen Teil des Krei­ses Sie­gen-Witt­gen­stein, zu klei­nen Tei­len auch auf die Stadt Win­ter­berg im Hochsauerlandkreis.

Fläche und Bevölkerung

Gegen­wär­tig leben in dem Gebiet rund 45.000 Men­schen (30. Juni 2002: 44678), was bei einer Flä­che von 487,57 km² (1974) eine Bevöl­ke­rungs­dich­te von 92 Ein­woh­ner pro km² bedeutet.

Nachbarkreise

Der Kreis Witt­gen­stein grenz­te 1974 im Uhr­zei­ger­sinn im Nor­den begin­nend an die Krei­se Mesche­de und Bri­lon (bei­de in Nord­rhein-West­fa­len), an die Land­krei­se Fran­ken­berg und Bie­den­kopf (bei­de in Hes­sen) sowie an die Krei­se Sie­gen und Olpe (bei­de Nordrhein-Westfalen).

Geschichte

Das Witt­gen­stei­ner Land war im spä­te­ren Mit­tel­al­ter und in der Früh­neu­zeit Teil der Graf­schaft Witt­gen­stein und als sol­che zuletzt geteilt unter den Lini­en Sayn-Witt­gen­stein-Ber­le­burg und Sayn-Witt­gen­stein-Hohen­stein. Im Jah­re 1806 fie­len die mitt­ler­wei­le gefürs­te­ten Gebie­te zunächst an Hes­sen-Darm­stadt. In die­ser Zeit muss­ten die Ein­woh­ner der bei­den Gebie­te die Steu­er­ab­ga­ben unver­än­dert an die alten Herr­schaf­ten abfüh­ren und zusätz­lich die Steu­ern der neu­en Herr­schaft Hes­sen-Darm­stadt auf­wen­den, was zu einer zusätz­li­chen Ver­ar­mung der ohne­hin schon wirt­schaft­lich benach­tei­lig­ten Bevöl­ke­rung führte.

Die Pro­tes­te der Bevöl­ke­rung gegen die­sen Sach­ver­halt tru­gen mit dazu bei, dass bei der Neu­ord­nung des Deut­schen Bun­des die bei­den Gebie­te durch einen Ver­trag zwi­schen Öster­reich, Preu­ßen und Hes­sen-Darm­stadt vom 30. Juni 1816 an Preu­ßen fie­len. Bei­de Län­der wur­den, zunächst pro­vi­so­risch, dem Regie­rungs­be­zirk Arns­berg der Pro­vinz West­fa­len zugeordnet.

Bei einer Neu­ord­nung der Pro­vinz West­fa­len unter Lud­wig von Vin­cke wur­de der Kreis durch die könig­li­che Kabi­netts­or­der vom 23. Febru­ar 1817 end­gül­tig dem Regie­rungs­be­zirk Arns­berg zuge­ord­net. Dabei trat ein Pro­blem der Infra­struk­tur des Krei­ses auf: Der Kreis besaß nur sehr wenig Stra­ßen und Wege in das benach­bar­te Sau­er­land, und Preu­ßen muss­te sehr hohe Kos­ten in Kauf neh­men, um die Anbin­dung Witt­gen­steins an West­fa­len zu rea­li­sie­ren. Die Über­nah­me des Gebie­tes durch Preu­ßen führ­te aber zu einer Ver­bes­se­rung der schlech­ten Lebens­ver­hält­nis­se der Bevölkerung.

Der Kreis war zunächst in die 18 Schult­heiß­be­zir­ke Ber­le­burg, Wem­lig­hau­sen, Berg­hau­sen, Dotz­lar, Womels­dorf, Win­geshau­sen, Girk­hausen, Asten­berg, Laas­phe, Puder­bach, Saß­manns­hau­sen, Feu­din­gen, Ban­fe, Fischel­bach, Ernd­te­brück, Arfeld, Schwar­zen­au und Elsoff eingeteilt.

Im Rah­men der Ein­füh­rung der Land­ge­mein­de-Ord­nung für die Pro­vinz West­fa­len wur­den 1845 Ämter gebil­det. Im Kreis Witt­gen­stein bestan­den seit­dem zwei amts­freie Städ­te und fünf Ämter mit ins­ge­samt 53 amts­an­ge­hö­ri­gen Gemein­den und zwei Gutsbezirken:

AmtGemein­den
amts­freiBer­le­burg und Laasphe
ArfeldAlerts­hau­sen, Arfeld, Beddel­hau­sen, Elsoff, Rich­stein, Sas­sen­hau­sen, Schwar­zen­au, Stün­zel und Weidenhausen
Ban­feBan­fe, Ber­mers­hau­sen, Berns­hau­sen, Fischel­bach, Hei­li­gen­born, Her­berts­hau­sen, Hes­sel­bach, Holz­hau­sen, Kunst-Witt­gen­stein, Nie­der­laas­phe, Puder­bach, Saß­manns­hau­sen und Guts­be­zirk Sayn-Wittgenstein-Hohenstein
Berg­hau­senAue, Bal­de, Berg­hau­sen, Bir­ke­fehl, Bir­kel­bach, Dotz­lar, Hem­schlar, Raum­land, Rin­the, Win­geshau­sen und Womelsdorf
Ernd­te­brückAmts­hau­sen, Ben­fe, Ernd­te­brück, Feu­din­gen, Gro­ßen­bach, Obern­dorf, Rück­ers­hau­sen, Rüp­pers­hau­sen, Scha­me­der, Stein­bach, Volk­holz, Wei­de und Zinse
Girk­hausenDie­dens­hau­sen, Girk­hausen, Lan­ge­wie­se, Moll­sei­fen, Neu­as­ten­berg, Schüllar, Wem­lig­hau­sen, Wun­dert­hau­sen und Guts­be­zirk Sayn-Wittgenstein-Berleburg
Kreis Witt­gen­stein (18451932)

1932 wur­den die Guts­be­zir­ke auf­ge­ho­ben und die Ämter neu geord­net. Die drei Ämter Arfeld, Berg­hau­sen und Girk­hausen wur­den zum Amt Ber­le­burg zusam­men­ge­schlos­sen. Gleich­zei­tig wur­de aus dem Amt Ban­fe und dem Süd­teil des Amtes Ernd­te­brück das Amt Laas­phe gebil­det. Der Kreis Witt­gen­stein bestand seit­dem aus zwei amts­frei­en Städ­ten und drei Ämtern mit ins­ge­samt 53 amts­an­ge­hö­ri­gen Gemeinden:

AmtGemein­den
amts­freiBer­le­burg und Laasphe
Ber­le­burgAlerts­hau­sen, Arfeld, Aue, Bal­de, Beddel­hau­sen, Berg­hau­sen, Bir­ke­fehl, Bir­kel­bach, Die­dens­hau­sen, Dotz­lar, Elsoff, Girk­hausen, Hem­schlar, Lan­ge­wie­se, Moll­sei­fen, Neu­as­ten­berg, Raum­land, Rich­stein, Rin­the, Sas­sen­hau­sen, Schüllar, Schwar­zen­au, Stün­zel, Wei­den­hau­sen, Wem­lig­hau­sen, Win­geshau­sen, Womels­dorf und Wunderthausen
Laas­pheAmts­hau­sen, Ban­fe, Ber­mers­hau­sen, Berns­hau­sen, Feu­din­gen, Fischel­bach, Gro­ßen­bach, Hei­li­gen­born, Her­berts­hau­sen, Hes­sel­bach, Holz­hau­sen, Kunst-Witt­gen­stein, Nie­der­laas­phe, Obern­dorf, Puder­bach, Rück­ers­hau­sen, Rüp­pers­hau­sen, Saß­manns­hau­sen, Stein­bach, Volk­holz und Weide
Ernd­te­brückBen­fe, Ernd­te­brück, Scha­me­der und Zinse
Kreis Witt­gen­stein (19321974)

Am 1. Okto­ber 1969 wur­de aus dem Land­kreis der Kreis Wittgenstein.

Am 1. Janu­ar 1975 wur­den der Kreis und mit ihm die Ämter Ber­le­burg, Laas­phe und Ernd­te­brück auf­grund des Sau­er­lan­d/­Pa­der­born-Geset­zes auf­ge­löst. Die Flä­che des Krei­ses blieb von sei­ner Grün­dung 1816 bis zu sei­ner Auf­lö­sung nahe­zu unver­än­dert. Rechts­nach­fol­ger ist der zunächst als Kreis Sie­gen neu gegrün­de­te Kreis Sie­gen-Witt­gen­stein. Dabei wur­de ein klei­ne­rer Teil des Alt­krei­ses, näm­lich die Anfang des 18. Jahr­hun­derts gegrün­de­ten Witt­gen­stei­ner Höhen­dör­fer Neu­as­ten­berg, Lan­ge­wie­se, Moll­sei­fen und Hohe­leye, in den neu­ge­schaf­fe­nen Hoch­sauer­land­kreis ein­ge­glie­dert. Gleich­zei­tig erhiel­ten die Gemein­den ihren heu­ti­gen Zuschnitt.

Einwohnerentwicklung

  • 1819: 16.166
  • 1832: 18.406
  • 1871: 19.789
  • 1880: 20.352
  • 1890: 22.025
  • 1900: 23.318
  • 1910: 25.474
  • 1925: 27.493
  • 1939: 28.357
  • 1950: 42.221
  • 1960: 41.700
  • 1970: 45.500
  • 1973: 45.500

Wappen

Vom 6. April 1966 bis zur Auf­lö­sung des Krei­ses 1974 trug der Kreis Witt­gen­stein das Wap­pen der im Jah­re 1360 aus­ge­stor­be­nen Gra­fen zu Witt­gen­stein. Die­ses Wap­pen wur­de am 1. Okto­ber 1999 in das Wap­pen des Krei­ses Sie­gen-Witt­gen­stein übernommen.

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